Als "Lichtbildnerin" eine Meisterin der Porträtkunst

Die Photographin Hildegard Jäckel (Auszug)

Gaudernack Eine gute Adresse für Dresdner Künstler, sich porträtieren zu lassen, war in den fünfziger und sechziger Jahren die Plattleite 25. Die Villa, mit der wundervollen Esskastanie im Garten, zierte am Tor ein Schaukasten mit der Aufschrift "Lichtbildwerkstatt Hildegard Jäckel". Schon diese Bezeichnung wies auf die Fähigkeiten der heute fast vergessenen Photographin hin. Sie zeichnete mit Licht Akzente auf das Gesicht ihrer Kunden und mit ihrer ganzen Ausstrahlung erzielte sie eine Stimmung zwischen Spannung und Ruhe, die nötig ist, um die Persönlichkeit eines jeden Menschen abzubilden.
Für eine Künstlerin ihres Formats bleibt ihr privates Leben weitgehend verborgen. Sie lebte für ihre Arbeit und diese wiederum prägte sie. Am 3. Juni 1903 wird sie als Tochter des Steinbildhauers Paul Jäckel und seiner Frau Martha geboren. Sie verbringt gemeinsam mit ihren Geschwistern Hertha und Heinz die Kindheit im in Loschwitz/Ortsteil Schöne Aussicht und besucht die Loschwitzer Schule. Bei Bruno Wiehr, einem bedeutenden Atelierphotographen, beginnt sie eine Photographen-Ausbildung.
Ihr erstes Atelier bezieht sie im Hochhaus am Albertplatz in Dresden, bevor sie sich durch Unterstützung Bekannter ein Atelier auf der Prager Straße einrichten kann. Bekannt ist, dass hier Aufnahmen von Gerhart Hauptmann, Richard Strauss, von Max Planck und Paul Hoffmann entstehen. Ihr Vater stirbt schon 1930 und auch ihren Verlobten verliert sie nach dem Untergang eines Segelschulschiffes. Sie wird sich nicht mehr binden und lebt seither mit Fräulein Schmidt, einer Frau mit streng anerzogener Etikette, zusammen.
Beim Angriff auf Dresden wird ihr Atelier und das komplette Negativarchiv zerstört. Kurze Zeit arbeitet sie auf dem Karl-Schmidt-Weg, bevor sie ihr Atelier und ihre Wohnung auf der Plattleite 25 bezieht. (…)
Die Lichtbildnerin arbeitet bis etwa 1964 und übergibt das Geschäft und alle Negative an einen Nachfolger. Sie verbringt danach viel Zeit im Garten ihres 1958 bezogenen neuen Wohnsitzes, dem Haus ihrer Kindheit auf der Krügerstraße. 1974 stirbt Hildegard Jäckel. (…)
Von den bedeutenden Aufnahmen der Vorkriegszeit blieben wenige Abzüge erhalten. Das Negativarchiv der Nachkriegsjahre ist heute in der Deutschen Fotothek der SLUB Dresden gelagert. Leider wurde es bis heute noch nicht wissenschaftlich bearbeitet und in den Bestand eingearbeitet.
Jürgen Frohse

(Den vollständigen Text lesen Sie im Elbhang-Kurier Juni 1998)

Der Elbhang-Kurier