Die Graphische Kunstanstalt Römmler & Jonas (Auszug)
Die Dresdner "Kunstdruck-Anstalt Römmler & Jonas" (ab 1871) zeichnete sprühender Unternehmergeist eines beginnenden Industriezeitalters aus. Ihre wertvollen Lichtdrucke und beeindruckenden Architektur-Kunstbände und -mappen begeistern noch heute den Betrachter. Historische Ansichtskarten oder Bildkarten im Cabinett-Format mit der markanten roten Rahmung der Firma finden sich in vielen Sammlungen und einige Dresdner besitzen Porträtaufnahmen ihrer Ahnen mit dem Stempel "Photographische Anstalt" oder "Photographisches Atelier Emil Römmler".
Gründer und gestaltender Kopf der Firma "Römmler & Jonas" war Emil Römmler. Er wird 1842 in Mittweida als Sohn von Wilhelmine und Carl Römler, Leineweber, Portraitmaler und späterer Photograph, geboren. Seine Kindheit verbringt er in Chemnitz und Magdeburg, bevor die Familie 1858 endgültig nach Chemnitz übersiedelt. Der Vater errichtet in der Königstraße ein eigenes Atelier und Emil lernt die Grundlagen der Photographie mit dem damals praktizierten "nassen Kollodiumverfahren" und lässt sich von einem Chemielehrer unterrichten. Als kurz hintereinander Bruder und Mutter sterben, schickt der Vater den 16-Jährigen nach Lichtenstein-Callenberg, um selbstständig die Photographie anzubieten und zu verkaufen. Um 1858 entsteht so die erste noch heute existierende kommerzielle Aufnahme von Emil Römler – verblüffender Weise ist sie nach einem Direktbild-Verfahren hergestellt. (…)
Mit 19 Jahren kehrt er zu seinem Vater nach Chemnitz zurück und lernt seine spätere Frau kennen.
"Ich faßte nun den Entschluß, mich nach Dresden zu wenden, um dort ein Atelier zu gründen und mich selbstständig zu machen. (…)" In der Bürger- und Gewerbeakte im Dresdner Stadtarchiv ist im Antrag vom 19. August 1861 nachzulesen: "Durch meinen Vater, Carl Römler, Photograph, Bürger und Hausbesitzer in Chemnitz, ist mir der Auftrag geworden, hier in Dresden ein Bürgerrechtsgesuch einzureichen, indem er bezweckt ein photographisches Atelier für Wissenschaft, Kunst und Industrie an hiesigem Orte zu errichten." (…)
Aufnahmen von Dresden und der Umgebung entstehen und Römler experimentiert mit der Lithographie, um sich die Arbeit der Vervielfältigung zu erleichtern. Als er von einem neuen Druckverfahren hört, welches sein ehemaliger Lehrmeister Albert in München entwickelt hatte, sieht er sofort eine Geschäftsidee. Er informiert sich intensiv über das anfänglich als "Albertotypie" und später als "Lichtdruck" bezeichnete Verfahren und geht noch einmal nach München, um es bei Joseph Albert zu erlernen.
Wieder in Dresden, braucht er finanzielle Unterstützung und findet sie bei dem Buchhalter Leopold Erasmus Jonas. Gemeinsam mieten sie ein weiteres Objekt auf der Pillnitzer Straße (Nr. 54) und gründen 1871 die "Kunstdruck-Anstalt Römmler & Jonas". (…)
Ab 1873 mietet sie Firmen- und Privaträume in der Neuen Gasse 28, 1879 kommt es zum Bau von Geschäftsräumen und Wohnung am Striesener Platz 10 und Emil Römmler wird zum Hofphotographen ernannt. Es entstehen Prachtausgaben zur Architektur in Dresden, in Berlin und anderen Städten, zu Herrensitzen und Schlössern in Sachsen, zum Dresdner Schloss, dem Grünen Gewölbe und zur Hofkirche, zu den Ausgrabungen in Olympia und vielen anderen Themen.
1889 entsteht ein moderner Großbetrieb mit ca. 80 Angestellten und 20 Schnellpressen in der Blasewitzer Straße 27. (…)
Römmler, immer noch photographisch tätig, ist aber längst ein "Protagonist der industriellen Massenfertigung" (Andreas Krase 1996 in der "Unternehmerbiographie"). Da er persönlich im Gewerbeamt noch immer als Photograph gemeldet ist, muss er 1899 bei der Neueröffnung einer Filiale auf der Trinitatisstraße das Gewerbe "einer photographischen Kunstanstalt und Fabrikation von Buchdruck-Klischees" anmelden. Um 1896 kauft sich die Familie Römmler ein Grundstück an der Calberlastraße in Loschwitz und baut dort 1902 ein Haus. Sie verbringt hier glückliche Tage, doch durch die Krankheit der Frau muss das Haus 1909 wieder verkauft werden. Man zieht wiederum in die Villa Blasewitzer Straße 27. Im gleichen Jahr übergibt Emil Römmler die Geschäftsführung an seinen Sohn Hans und zieht sich aus der Firma zurück. 1910 wird er zum Kommerzienrat ernannt. (…)
Emil Römmler stirbt am 19. Januar 1941, hochbetagt, im Alter von 99 Jahren. Mehrere Zeitungen widmen ihm einen Nachruf. Alle Fabrikgebäude, die er bauen ließ, werden am 13. Februar 1945 zerstört.
Jürgen Frohse, Dieter Fischer
(Den vollständigen Text lesen Sie im Kalender „Photographie in Dresden – Römmler & Jonas“)
Kalender "Photographie in Dresden – Römmler & Jonas "
Gründer und gestaltender Kopf der Firma "Römmler & Jonas" war Emil Römmler. Er wird 1842 in Mittweida als Sohn von Wilhelmine und Carl Römler, Leineweber, Portraitmaler und späterer Photograph, geboren. Seine Kindheit verbringt er in Chemnitz und Magdeburg, bevor die Familie 1858 endgültig nach Chemnitz übersiedelt. Der Vater errichtet in der Königstraße ein eigenes Atelier und Emil lernt die Grundlagen der Photographie mit dem damals praktizierten "nassen Kollodiumverfahren" und lässt sich von einem Chemielehrer unterrichten. Als kurz hintereinander Bruder und Mutter sterben, schickt der Vater den 16-Jährigen nach Lichtenstein-Callenberg, um selbstständig die Photographie anzubieten und zu verkaufen. Um 1858 entsteht so die erste noch heute existierende kommerzielle Aufnahme von Emil Römler – verblüffender Weise ist sie nach einem Direktbild-Verfahren hergestellt. (…)
Mit 19 Jahren kehrt er zu seinem Vater nach Chemnitz zurück und lernt seine spätere Frau kennen.
"Ich faßte nun den Entschluß, mich nach Dresden zu wenden, um dort ein Atelier zu gründen und mich selbstständig zu machen. (…)" In der Bürger- und Gewerbeakte im Dresdner Stadtarchiv ist im Antrag vom 19. August 1861 nachzulesen: "Durch meinen Vater, Carl Römler, Photograph, Bürger und Hausbesitzer in Chemnitz, ist mir der Auftrag geworden, hier in Dresden ein Bürgerrechtsgesuch einzureichen, indem er bezweckt ein photographisches Atelier für Wissenschaft, Kunst und Industrie an hiesigem Orte zu errichten." (…)
Aufnahmen von Dresden und der Umgebung entstehen und Römler experimentiert mit der Lithographie, um sich die Arbeit der Vervielfältigung zu erleichtern. Als er von einem neuen Druckverfahren hört, welches sein ehemaliger Lehrmeister Albert in München entwickelt hatte, sieht er sofort eine Geschäftsidee. Er informiert sich intensiv über das anfänglich als "Albertotypie" und später als "Lichtdruck" bezeichnete Verfahren und geht noch einmal nach München, um es bei Joseph Albert zu erlernen.
Wieder in Dresden, braucht er finanzielle Unterstützung und findet sie bei dem Buchhalter Leopold Erasmus Jonas. Gemeinsam mieten sie ein weiteres Objekt auf der Pillnitzer Straße (Nr. 54) und gründen 1871 die "Kunstdruck-Anstalt Römmler & Jonas". (…)
Ab 1873 mietet sie Firmen- und Privaträume in der Neuen Gasse 28, 1879 kommt es zum Bau von Geschäftsräumen und Wohnung am Striesener Platz 10 und Emil Römmler wird zum Hofphotographen ernannt. Es entstehen Prachtausgaben zur Architektur in Dresden, in Berlin und anderen Städten, zu Herrensitzen und Schlössern in Sachsen, zum Dresdner Schloss, dem Grünen Gewölbe und zur Hofkirche, zu den Ausgrabungen in Olympia und vielen anderen Themen.
1889 entsteht ein moderner Großbetrieb mit ca. 80 Angestellten und 20 Schnellpressen in der Blasewitzer Straße 27. (…)
Römmler, immer noch photographisch tätig, ist aber längst ein "Protagonist der industriellen Massenfertigung" (Andreas Krase 1996 in der "Unternehmerbiographie"). Da er persönlich im Gewerbeamt noch immer als Photograph gemeldet ist, muss er 1899 bei der Neueröffnung einer Filiale auf der Trinitatisstraße das Gewerbe "einer photographischen Kunstanstalt und Fabrikation von Buchdruck-Klischees" anmelden. Um 1896 kauft sich die Familie Römmler ein Grundstück an der Calberlastraße in Loschwitz und baut dort 1902 ein Haus. Sie verbringt hier glückliche Tage, doch durch die Krankheit der Frau muss das Haus 1909 wieder verkauft werden. Man zieht wiederum in die Villa Blasewitzer Straße 27. Im gleichen Jahr übergibt Emil Römmler die Geschäftsführung an seinen Sohn Hans und zieht sich aus der Firma zurück. 1910 wird er zum Kommerzienrat ernannt. (…)
Emil Römmler stirbt am 19. Januar 1941, hochbetagt, im Alter von 99 Jahren. Mehrere Zeitungen widmen ihm einen Nachruf. Alle Fabrikgebäude, die er bauen ließ, werden am 13. Februar 1945 zerstört.
Jürgen Frohse, Dieter Fischer
(Den vollständigen Text lesen Sie im Kalender „Photographie in Dresden – Römmler & Jonas“)
Kalender "Photographie in Dresden – Römmler & Jonas "